dicker Pott auf den Weg nach Hamburg

dicker Pott auf den Weg nach Hamburg

Montag, 12. April 2010

Verfasst am 20.07.2009

20.07.2009
Wir sind mal wieder auf Städtetour. Hamburg ist dieses Mal das Ziel. Schon vor einigen Jahren hatten wir uns gewünscht, mal den "Hamburger Jedermann" zu sehen. Dies sollte es jetzt sein. Die Karten sind schnell gebucht, noch das Hotel, weil das Stadthaushotel ausgebucht ist, eben das Motel One, welches auch für Rollstuhlfahrer zu erschwinglichen Preisen Zimmer hat.

Am 16. Juli starten wir, weil unser KIA einen Getriebeschaden hat, mit einem Leihwagen also nach Hamburg. Die Fahrt geht, trotz vieler Baustellen, gut voran und schon stehen im üblichen Stau vor dem Elbtunnel. Wir finden dann in Altona ohne Probleme das Motel One und bekommen auch gleich für den Hotelparkplatz eine Zugangskarte. Zimmer beziehen, Klamotten auspacken und los geht es- Wir parken vor der Nikolaikirche und schauen nochmal das Mahnmal an und laufen aber bald weiter. Wir laufen zur Speicherstadt und schauen uns schon mal an, wo wir morgen das Schauspiel sehen werden. Hoffentlich hält das Wetter durch, die Prognosen lassen nichts Gutes ahnen. Wir treffen uns dann mit K., einer ehemaliger Therapeutin von D., als sie noch in Wuppertal beschäftigt war. Sie lebt seit 3 Jahren in Hamburg. Wir treffen uns zum Essen im Portugiesenviertel, wo wir schön draußen sitzen können. Wir freuen uns sehr, K. wiederzusehen und schnell vergeht der Abend. Da sie morgen arbeiten muss, verabschieden wir uns um 23.00 Uhr von ihr und fahren auch zurück zum Hotel. Dort trinken wir uns noch was an der Bar und gehen dann aber bald ins Bett

Freitag, 17.07.09. Nach dem Frühstück fahren wir zum Ise-Markt in Eppendorf, einem sehr großen Wochenmarkt, auf dem es aber auch viele andere Dinge zu kaufen gibt. Ein toller Markt, viele Leute, sehr unterschiedliches Publikum. Von der Hausfrau, über den Ökofreak bis hin zur bürgerlichen alten Dame, die sehr würdevoll ihren Einkaufsroller hinter sich herzieht. Gegen Ende der Marktzeit beginnt es zu regnen und bald schüttet es aus allen Öffnungen die der Himmel hergibt. Wir machen uns allmählich Sorgen wegen unserer abendlichen open-air-Veranstaltung. Nach gut 30 Minuten hat es sich aber ausgeregnet, es wird trocken, wieder schön warm und es bleibt trocken. Wir laufen dann noch die Eppendorfer Landstraße rauf- und runter und bestaunen die schönen Villen und Wohnhäuser. Langsam wird es Zeit, sich für den Abend fertig zu machen. Wir stoppen nochmal am Hotel, um uns für alle Fälle mit Regenklamotten zu rüsten und dann geht es ab in die Speicherstadt. Wir finden einen ganz nahe liegenden Parkplatz und schon stehen wir mit den anderen Gästen an und warten auf Einlass. Wir dürfen zuerst rein, bevor die anderen Besucher das Theater erstürmen. Pünktlich um 20.00 Uhr geht es los. Das Schauspiel ist toll, die Schauspieler auch und die Kulisse grandios. Es bleibt trocken und wir leben einen wunderbaren Abend. Recht gruselig wird es, wen der Tod aus den verschiedensten Türen in den gegenüberliegenden Speicherhäusern "Jedermann! Jedermann!" ruft, da jagt einem schon eine Gänsehaut den Rücken runter. Viel zu schnell sind die 2 Stunden herum und wir sind wieder draußen. Wir laufen dann noch rüber zur schönen alten Deichstraße und futtern uns dort eine späte Pizza.

Samstag, 18.07.2009. Es regnet aus grau verhangenem Himmel. Als wir jedoch mit Frühstück fertig sind, hört es auf zu regnen. Heute wollen wir uns das Schanzenviertel ansehen. Wir hören zuhause ja nur davon, wenn mal wieder Bambule und Randale dort ist. Wir parken und laufen los. Hier ist Hamburg ganz anders, wie z.B. in Eppendorf. Hier ist "die Szene". Rund um die rote Flora, ein altes Theater oder Kino, erstreckt sich dieses Viertel. Es gibt türikische Läden, Asien-Shops, Szene-Kneipen und -Läden, sehr viel Graffities, arm und reich, Multikulti. Eben Szene. Aber total super. Wir finden auch schon ein Lokal, wo wir heute abend essen werden. Syrisch wird es sein. Über Mittag laufen wir durch die Innenstadt,zum Rathaus, Gänsemarkt, Jungfernstieg, Alsterarkaden. In einem der zahlreichen Arkaden-Center trinken wir Kaffee und essen eine Kleinigkeit, bevor wir wieder zur Speicherstadt laufen, um dort in die Miniaturwunderland-Modelleisenbahnausstellung zu gehen. Wir werden über zwei gesonderte Aufzüge nach oben geholt und sind sofort mitten im Geschehen. Dem Modellbahner geht hier das Herz auf. Ganze Landschaften werden dargestellt. Die Schweiz erstreckt sich sogar über 2 Etagen. Skandinavien von Kiruna über Tromsö bis Dänemark. Hamburg, der Harz, eine fiktive Landschaft namens Knuffingen. Alles mit viel Liebe zum Detail. Es ist, bedingt dadurch, dass erstens Samstag ist und zweitens Hauptsaison, sehr voll. D. kann leider nicht überall gut gucken. Man lernt auch seine Mitmenschen gut kennen. Viele sind hilfsbereit und zuvorkommend, aber viele sind auch rücksichts- und verständnislos, dass ein Rollstuhl nicht so wendig und beweglich ist, wie ein Mensch auf zwei Beinen. Etwas nervig. D. ist aber trotzdem begeistert. Nach gut 2,5 Stunden sind wir wieder draußen und fahren dann wieder ins Schanzenviertel in das syrische Restaurant. Heute ist es uns zu kalt, um draußen zu sitzen. Wir futtern vorzüglich und lange und als wir um 22.00 Uhr das Lokal verlassen tobt draußen der Bär. Die Straßen sind voll mit -überwiegend- jungen Menschen, die sitzen und schwatzen, rumlaufen, rumstehen, jedenfalls ist es ein Stimmengewirr und ein Summen in der Luft, das ist unglaublich. Auch dieser Tag geht viel zu schnell zu Ende.

Sonntag, 19.07.2009. Nach dem Frühstück fahren wir zum Fischmarkt. Der Markt selber wird schon abgebaut, er beginnt ja um 5.00 Uhr früh. Aber in der Markthalle ist noch Frühschoppen mit Life-Musik. Die Band ist nicht so berauschend, aber die Stimmung ist prima. Jede Menge rockende Leute, auch Omis, deren Outfit und Haarschnitt dies nicht vermuten lassen würden. Wir laufen nach Ende der Veranstaltung noch einmal über die Landungsbrücken bis zur Rickmer Rickmers und zurück, essen ein letztes Fischbrötchen und dann machen wir uns auf den Weg nach Hause. Vor dem Elbtunnel 14 km Stau lassen uns doch lieber den Weg über die Elbbrücken nehmen. Es gibt noch den einen oder anderen Staukilometer, aber um 18.00 Uhr sind wir gut wieder zuhause.
Ein tolles Wochenende. Motel One hat rollstuhlgerechte Zimmer, welche aber eigentlich nur bedingt als rollstuhlgerecht einzustufen sind. Ohne Helfer wird nicht jede/r Behinderte mit dem Zimmer zurecht kommen. Es fängt damit an, dass doch überall Kanten sind, die es zu überwinden gilt. Beeindruckend war, wir ruhig es im Hotel war, trotz 541 Zimmern hat man nichts von oben, unten, rechts oder links gehört. Auch vom Gang her hörte man fast nichts. Sehr gut schallisoliert also. Daher wahrscheinlich auch überall die Kanten und Schienen. Das Bad war groß, aber für D. insofern schwierig, als die Toilette am besten von vorne anzufahren war, dahinter aber gleich die leicht abgesenkte Dusche lag. So wippte das Hinterrad des Rollis immer leicht in der Luft bzw. in der Dusche, hatte also keinen guten Bodenkontakt. Griffe waren ausreichend vorhanden, ebenso ein Sitz in der Dusche. Das Waschbecken ist bei Motel One nicht im Bad, sondern im Zimmer, ist aber mit Rollstuhl gut unterfahrbar. Das Bett hat eine gute Höhe für Rollifahrer. Eine Notrufanlage im Bad ist nicht vorhanden. Das Frühstückbüffet ist umfangreich und gut, jedoch für Rollstuhlfahrer nicht gut erreichbar, da die Wurst und Käseplatten sehr hoch standen. Allerdings wird bei Bedarf das sehr freundliche Personal bestimmt behilflich sein. Alles in allem eine preiswerte Alternative für Rollifahrer mit Begleitperson zu den teuren 100%-barrierefreien-Hotels.
Hamburg als Stadt ist als behindertengerecht zu bezeichnen, wenngleich Berlin im Vergleich deutlich besser abschneidet. Abgesenkte Bordsteinkanten gibt es überall, das ist kein Problem. Toiletten, (sollte es mehr geben, als die in der Nähe der Speicherstadt, unterhalb der Hochbahn,) sind schlecht ausgeschildert. Hier ist Berlin deutlich im Vorteil. Ebenso Rollstuhlparkplätze, die sind auch sehr dünn gesät. Ganz schlecht fanden wir den Internetauftritt der Stadt Hamburg in Bezug auf Behinderte und Rollstuhlfahrer. Es macht sich anscheinend niemand mal die Mühe und trägt beispielsweise die rollstuhlzugänglichen und -gerechten Lokale zusammen. Das ist wirklich schade,auch hier ist Berlin deutlich im Vorteil, vorbildlich in der Beziehung ist Erfurt und ganz Thüringen. Über öffentliche Verkehrsmittel können wir hier nichts berichten, da wir immer mit dem Auto gefahren sind, bzw. zu Fuß gelaufen sind.

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