dicker Pott auf den Weg nach Hamburg

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Sonntag, 16. Oktober 2011

Herbsturlaub 2011 im Elsass

Am Samstag, den 24. September 2011 spannten wir den Wohnwagen an und machten uns auf den Weg, vorbei an etlichen Bakenlagern (auch Baustellen genannt) auf der Autobahn, nach Riquewihr ins Elsass. Das Wetter war toll und der Wetterbericht versprach auch weiterhin gutes Wetter. Also gute Voraussetzungen für eine schöne Woche Herbsturlaub. Im Einzelnen: Sonntags erkundeten wir erstmal das schöne Ribeauvillé ein Städtchen umgeben von Weinbergen, voller pittoresker Sträßchen und Gäßchen, natürlich auch voller Menschen, denn Ribeauvillé ist ein echter Touristenmagnet. Ebenso wie Riquewihr, welches wir am Montag anschauten. Hierhin konnten wir sogar vom Campingplatz aus zu Fuß gehen, es war nur ein Kilometer bis zum Stadttor. Riquewihr hat für Rollstuhlfahrer und Helfer einen Nachteil, es liegt am Berg und hat sehr originales Kopfsteinpflaster. Das hat mich so manches Schweißtröpfchen gekostet und D. wurde teilweise arg durchgeschüttelt… aber die tollen Ansichten der schönen Häuser und der Unmengen von Blumenkästen und –kübeln, die in der herbstlichen Sonne um die Wette leuchteten entschädigten für jegliches Mühsal. Am Nachmittag fuhren wir dann noch ins Nachbardorf nach Hunawihr und schauten dort den Park de cigogne, den Storchenpark, an. Störche gibt es wieder viele hier im Elsass. Waren sie doch vor Jahren fast ausgestorben. Dank der Aufzuchtanlage hier, in der einige Störche eines jeden Jahrgangs am Wegfliegen gehindert wurden, konnte sich die Population wieder stabilisieren und jetzt gibt es wieder genug Tiere, die auf die jährliche weite Wanderschaft gehen und auch wieder zurück finden. Hier werden sie auch beringt, so dass man auch gut nachverfolgen kann, wo ihre Reise hingegangen ist.

Dienstags ließen wir Wohnie dann auf dem Campingplatz zurück und fuhren ca. 220 km weit an den Bodensee, um dort Freundin R. zu besuchen. Hier hatten wir ein Hotel gebucht. Es war in dem Führer „Friedrichshafen – barrierefrei“ als „absolut rollstuhlgerecht, ebenerdiger Zugang, Türbreite 90 cm“ angepriesen worden. Wir waren durch die Angabe „Türbreite 90 cm“ natürlich davon ausgegangen, dass sich dies auf alle Türen bezog! Weit gefehlt. Die Barrierefreiheit dieses Hotels bezog sich darauf, dass es einen stufenlosen Zugang hatte und einen Aufzug, in den so eben ein manueller Rollstuhl reinpasste, keine Tasche und kein Koffer zusätzlich, auch keine Begleitperson. Als ich das Zimmer in Augenschein nahm, habe gedacht, „das meinen die jetzt nicht ernst“. Die Toilettentüre war, nachdem wir dann nachgemessen hatten, nur 56 cm breit!! Der Hotelmanager konnte das gar nicht verstehen, „es seien doch schon Rollifahrer hiergewesen“, so seine Aussage. Man muss jedoch zu seiner Ehrenrettung sagen, dass er sich unglaublich bemüht hat. Am Ende hat er dann einen anderen Gast gebeten umzuziehen und wir bekamen ein Appartement, dort war die Tür 90 cm breit. Damit war dieses Zimmer aber bei Weiten nicht rollstuhlgerechter geworden. Das Waschbecken war zunächst nicht unterfahrbar. Wir durften dann später das Unterschränkchen entfernen, dann wurde es für D. endlich auch nutzbar. Die Toilette selbst war weder erhöht, noch gab es Griffe. Die Dusche war natürlich nicht befahrbar und lag neben der Toilette, konnte somit also auch nicht bzw. nur unter erschwerten Bedingungen wenigstens zum Füßewaschen benutzt werden. Das Frühstück war jedoch prima und wie gesagt, der Hotelmanager und das andere Personal waren sehr bemüht, uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Auch haben wir am Ende einen Preisnachlass von ca. 20% bekommen. Es wurde erzählt, man plane einen Anbau mit sechs neuen Zimmern, hier solle dann ein Zimmer der DIN-Norm für Rollstuhlgerechtigkeit entsprechen. Warten wir’s ab. Ansonsten würden wir dieses Hotel nicht für Rollstuhlfahrer empfehlen können. Es handelte sich übrigens um das Hotel Zeppelin in Friedrichshafen.

Unsere Freundin R. wohnt zum Glück ganz in der Nähe, so dass wir uns überwiegend bei ihr aufhielten, bzw. aufgrund des phantastischen Wetters viel unterwegs waren und sowohl Friedrichshafen, als auch Lindau und Langenargen anschauten und dort umher bummelten und den die wunderbare Zeit genossen. Schnell war die Zeit der Abreise gekommen und wie fuhren wieder durch das Hegau, durch den Schwarzwald, durch Freiburg und das Rheintal zurück ins Elsass.

D. war jedenfalls heilfroh, dass er nach dem Toilettenchaos im Hotel wieder im Wohnie auf die gewohnte Umgebung, die auf ihn zugeschnitten ist zurückgreifen konnte und sich wieder selbständig und gut und sicher bewegen konnte. Wieder einmal fühlten wir uns bestätigt, dass es richtig war, den rollstuhlgerechten Wohnwagen anzuschaffen und damit durch die Weltgeschichte zu reisen.

In den folgenden Tagen schauten wir uns noch das schöne Colmar und das ebenso schöne Kayersberg an. Colmar ist natürlich als Stadt größer und hat noch mehr an tollen Straßen und Gebäuden zu bieten, dafür ist Kayersberg inmitten der Weinberge wiederum sehr beschaulich. Das gute Wetter hielt an und so erlebten wir noch drei herrliche Tage. Morgens war es oft nebelig aber schon bald lachte die Sonne wieder vom knallblauen Himmel. Die Weinernte war in vollem Gang, die Erntemaschinen fuhren von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und machten nur am Sonntag Pause. Allerorten roch es köstlich nach Most und neuem Wein. Natürlich gab es überall am Straßenrand Tische mit Gelddosen und man kaufte sich Äpfel, Nüsse oder Weintrauben.

Leider ist eine Woche schnell vorbei und am 03. Oktober mussten wir schweren Herzens unsere Zelte abbrechen, bzw. den Wohnwagen anspannen und Richtung Wuppertal fahren. Eine Zwischenübernachtung legten wir noch in Laudert im Hunsrück ein, von wo wir am 04.10. mittags bei 26 Grad aufbrachen. Bedingt durch einen LKW-Unfall auf der A 3 und einer Umleitung des gesamten Verkehrs auf die A 61 waren wir länger unterwegs als wir gedacht hatten. Als wir die Grenze zu NRW überfuhren, waren die ersten Wolken zu sehen und Remscheid begann leichter Nieselregen, da wussten wir: Wir sind zu Hause und das schöne Wetter ist auch vorbei. Hier war es dann grade noch mal 15 Grad und grau in grau.

Ja, liebe Leserinnen und Leser, das war es mal wieder von uns beiden. Eine tolle Woche, tolles Wetter, super Eindrücke und jede Menge neue Erfahrungen. Übrigens, die Rollstuhltoiletten die wir auf dieser Reise entdeckt haben, haben wir bei www.wheelmap.org gekennzeichnet. Das ist wesentlich einfacher, als dies hier zu beschreiben.

Nun sind wir wieder im Alltag angekommen und freuen uns auf unsere nächste Reise. Leider werden wir Wohnie bald winterfest machen müssen, so dass die nächste Reise von der wir berichten werden, wohl eine Flugreise ist. Lasst euch überraschen, wer uns allerdings kennt, kann sich denken wo es hin geht, denn ich habe längst gebucht…..-> Mallorca, wir kommen im Dezember!!
Dann werden wir wieder berichten. Bis dahin alles Liebe und Gute für euch wünschen euch DuC.