dicker Pott auf den Weg nach Hamburg

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Montag, 4. Juli 2016

Côte d'Opale 2016, II. Teil



Hallo zusammen,

nun sind wir schon seit einer Woche wieder zuhause und der Alltag hat uns fest im Griff, weshalb ich noch nicht dazu kam, hier abschließend von unserer Zeit Wimereux zu berichten. 

Es war bis zum letzten Tag eine schöne Zeit und wir mussten einigen Campingnachbarn versprechen, in jedem Fall im nächsten Jahr wieder zu kommen, was wir gerne tun wollen, wenn es alles klappt und wir gesund genug bleiben, es auch tun zu können. Man kann dort wirklich viel sehen und unternehmen.

Heute will ich von unseren Ausflügen in unsere Geschichte berichten. Hier ist der sog. Atlantikwall allgegenwärtig. Er wurde zw. 1942 und 1944 von den Nazis gebaut und sollte vor der alliierten Invasion schützen. Wo man hier geht und fährt ragen vor sich hin rottende Betonklötze aus der Erde, ehemalige Bunker, Geschützanlagen etc. Sie sind allesamt grottenhässlich, sind aber so stabil, dass sie fast nicht zerstörbar sind. So hat man an der einen oder anderen Stelle aus der Not eine Tugend gemacht und die Ungetüme in Museen, bzw. Gedenkstätten umgewandelt. So zum Beispiel die „Batterie Todt“ eine ehemalige Geschützanlage, die allerdings leider nicht rollstuhlgerecht ist, so dass wir diese nur von außen betrachten konnten. „Le Blockhaus“ in Eperlecques war jedoch für uns zugänglich und so haben wir uns dort einige Stunden alles angeschaut und mal wieder eine Menge gelernt. Hier in Eperlecques planten die Nazis eine Abschlussanlage für ihre Raketen V1 und V2 zu bauen. Also bauten sie zuerst einen gewaltigen Bunker (1 Million Tonnen Beton!!) in dem sie u.a. flüssigen Sauerstoff herstellen wollten. Zum Glück wurde durch Luftaufklärung dem Ganzen mit ca. 300 Bomben u.a. sog. Tallboy-Bomben,( bunkerbrechenden Bomben) ein Ende gesetzt. Diese Tallboys  wurden neben dem Bunker abgeworfen und verursachten ein künstliches kleines Erdbeben, was den Bunker wanken ließ und aus den Fugen brachte. Damit war er unbrauchbar und ein Jahr später hatte der ganze Wahnsinn zum Glück durch die Invasion der alliierten Truppen ja eh ein Ende. Es waren interessante Ausflüge, die uns immer wieder den Wahnsinn dieser Zeit vor Augen halten.

Natürlich klapperten wir auch die meisten der Badeorte dort an der Küste ab, so u.a. Hardelot Plage, Ambleteuse, Wissant oder Le Touquet-Paris-Plage. Jeder Ort ist anders, mal findet man noch alte Häuser im Belle-Époque-Stil , wie z.B. bei uns in Wimereux, mal aber leider auch schreckliche Bausünden in Form von Plattenbauten am Strand, selbst die sonst so typischen Strandkabinen aus Holz, die an allen Ständen  zu sehen sind, waren in diese Plattenbauten in der untersten Reihe einbetoniert. Wirklich schade, denn der Strand dort war super. Vielleicht ist es in der Hauptsaison nicht so hässlich, wenn alles bewohnt und belebt ist. Jetzt haben uns diese Hochhausfronten jedenfalls nicht so gut gefallen. Wie gemütlich dagegen der etwas morbide Charme der Belle-Époque-Häuser in Wimereux. 

Zweimal zog es uns nach Calais, der Stadt von wo die Fähren nach England ablegen, und wo mittlerweile tausende von Flüchtlingen in einem Lager außerhalb der Stadt leben. Man sieht sie im Stadtbild überall und besonders entlang der Hafenmole sieht man sie sitzen, wie sie jedem Schiff sehnsüchtig hinter her schauen... Wir schauten uns dort in der Stadt, an der Hafenmole und am Strand um. U.a. sahen wir dort auf einem abgesperrten Gelände „le dragon cheval“, einen riesigen Drachen der im Rahmen eines Festivals (Long Ma) durch die Stadt „geht“ bzw. fährt. Ich versuche hier den Link eines youtube Films einzusetzen, der zeigt, wie der Drache durch Calais „reitet“ ist. Leider begann das Fest erst an dem Wochenende, an dem wir nach Hause fuhren, sonst hätten wir es uns gerne mit eigenen Augen angesehen. Von der gleichen "compagnie La Machine", hatten wir vor einigen Jahren in Nantes einen Elefanten gesehen, (wer unser Tagebuch schon länger liest, erinnert sich vielleicht).
So hatten wir jedenfalls jeden Tag etwas zu unternehmen und sei es „nur“ an der Strandpromenade von Wimereux zu sitzen und zuzuschauen, wie die Flut kommt und den riesigen, flachen Strand überspült, um dann bei Hochwasser mit schäumenden Wellen gegen die Promenadenmauer zu klatschen. Davon konnten wir gar nicht genug kriegen. 

Aber wie es so geht, 4 Wochen vergehen auf Reisen wie im Flug und schon sitzt man wieder zu Hause in den 4 Wänden. Allerdings ist es für dieses Mal nur ein recht kurzer Aufenthalt, denn schon bald wollen wir nach Otterndorf fahren, um dort den Sommer, so er denn kommt, zu genießen. 

Wir werden uns dann wieder melden, wenn wir wieder was zu erzählen haben. Bis dahin habt alle eine gute Zeit und genießt den Sommer, oder zumindest die sommerlichen Tage, so es sie geben wird.
Beste Grüße DuC