Hallo zusammen,
nun sind wir schon seit einer Woche wieder zuhause und der
Alltag hat uns fest im Griff, weshalb ich noch nicht dazu kam, hier
abschließend von unserer Zeit Wimereux zu berichten.
Es war bis zum letzten Tag eine schöne Zeit und wir mussten
einigen Campingnachbarn versprechen, in jedem Fall im nächsten Jahr wieder zu
kommen, was wir gerne tun wollen, wenn es alles klappt und wir gesund genug
bleiben, es auch tun zu können. Man kann dort wirklich viel sehen und
unternehmen.
Heute will ich von unseren Ausflügen in unsere Geschichte berichten.
Hier ist der sog. Atlantikwall allgegenwärtig. Er wurde zw. 1942 und 1944 von
den Nazis gebaut und sollte vor der alliierten Invasion schützen. Wo man hier
geht und fährt ragen vor sich hin rottende Betonklötze aus der Erde, ehemalige
Bunker, Geschützanlagen etc. Sie sind allesamt grottenhässlich, sind aber so
stabil, dass sie fast nicht zerstörbar sind. So hat man an der einen oder
anderen Stelle aus der Not eine Tugend gemacht und die Ungetüme in Museen, bzw.
Gedenkstätten umgewandelt. So zum Beispiel die „Batterie Todt“ eine ehemalige
Geschützanlage, die allerdings leider nicht rollstuhlgerecht ist, so dass wir
diese nur von außen betrachten konnten. „Le Blockhaus“ in Eperlecques war
jedoch für uns zugänglich und so haben wir uns dort einige Stunden alles
angeschaut und mal wieder eine Menge gelernt. Hier in Eperlecques planten die
Nazis eine Abschlussanlage für ihre Raketen V1 und V2 zu bauen. Also bauten sie
zuerst einen gewaltigen Bunker (1 Million Tonnen Beton!!) in dem sie u.a. flüssigen
Sauerstoff herstellen wollten. Zum Glück wurde durch Luftaufklärung dem Ganzen
mit ca. 300 Bomben u.a. sog. Tallboy-Bomben,( bunkerbrechenden Bomben) ein Ende
gesetzt. Diese Tallboys wurden neben dem
Bunker abgeworfen und verursachten ein künstliches kleines Erdbeben, was den
Bunker wanken ließ und aus den Fugen brachte. Damit war er unbrauchbar und ein
Jahr später hatte der ganze Wahnsinn zum Glück durch die Invasion der
alliierten Truppen ja eh ein Ende. Es waren interessante Ausflüge, die uns
immer wieder den Wahnsinn dieser Zeit vor Augen halten.
Natürlich klapperten wir auch die meisten der Badeorte dort
an der Küste ab, so u.a. Hardelot Plage, Ambleteuse, Wissant oder Le
Touquet-Paris-Plage. Jeder Ort ist anders, mal findet man noch alte Häuser im Belle-Époque-Stil
, wie z.B. bei uns in Wimereux, mal aber leider auch schreckliche Bausünden in
Form von Plattenbauten am Strand, selbst die sonst so typischen Strandkabinen
aus Holz, die an allen Ständen zu sehen
sind, waren in diese Plattenbauten in der untersten Reihe einbetoniert.
Wirklich schade, denn der Strand dort war super. Vielleicht ist es in der
Hauptsaison nicht so hässlich, wenn alles bewohnt und belebt ist. Jetzt haben
uns diese Hochhausfronten jedenfalls nicht so gut gefallen. Wie gemütlich
dagegen der etwas morbide Charme der Belle-Époque-Häuser in Wimereux.
Zweimal zog es uns nach Calais, der Stadt von wo die Fähren
nach England ablegen, und wo mittlerweile tausende von Flüchtlingen in einem
Lager außerhalb der Stadt leben. Man sieht sie im Stadtbild überall und
besonders entlang der Hafenmole sieht man sie sitzen, wie sie jedem Schiff
sehnsüchtig hinter her schauen... Wir schauten uns dort in der Stadt, an der
Hafenmole und am Strand um. U.a. sahen wir dort auf einem abgesperrten Gelände „le
dragon cheval“, einen riesigen Drachen der im Rahmen eines Festivals (Long Ma) durch
die Stadt „geht“ bzw. fährt. Ich versuche hier den Link eines youtube Films
einzusetzen, der zeigt, wie der Drache durch Calais „reitet“ ist. Leider
begann das Fest erst an dem Wochenende, an dem wir nach Hause fuhren, sonst
hätten wir es uns gerne mit eigenen Augen angesehen. Von der gleichen "compagnie La Machine", hatten
wir vor einigen Jahren in Nantes einen Elefanten gesehen, (wer unser Tagebuch
schon länger liest, erinnert sich vielleicht).
So hatten wir jedenfalls jeden Tag etwas zu unternehmen und
sei es „nur“ an der Strandpromenade von Wimereux zu sitzen und zuzuschauen, wie
die Flut kommt und den riesigen, flachen Strand überspült, um dann bei
Hochwasser mit schäumenden Wellen gegen die Promenadenmauer zu klatschen. Davon
konnten wir gar nicht genug kriegen.
Aber wie es so geht, 4 Wochen vergehen auf Reisen wie im
Flug und schon sitzt man wieder zu Hause in den 4 Wänden. Allerdings ist es für
dieses Mal nur ein recht kurzer Aufenthalt, denn schon bald wollen wir nach
Otterndorf fahren, um dort den Sommer, so er denn kommt, zu genießen.
Wir werden uns dann wieder melden, wenn wir wieder was zu
erzählen haben. Bis dahin habt alle eine gute Zeit und genießt den Sommer, oder
zumindest die sommerlichen Tage, so es sie geben wird.
Beste Grüße DuC